JugendFreiRaum 2023

Unter dem Motto „JugendFreiRaum“ initiiert der AK MoJa Tirol - Arbeitskreis für Mobile Jugendarbeit Tirol - auch dieses Jahr wieder Aktionen um darauf hinzuweisen, dass Jugendliche einen Anspruch auf öffentlichen Raum haben, diesen nutzen und mitgestalten dürfen! Im Zeitraum vom 29.05. bis - 11.06. 2023 finden in verschiedenen Gemeinden in Tirol Projekte der Mobilen Jugendarbeit zu diesem Thema statt.

JugendFreiRaum: Wer? Wo? Wann? Warum?

Seit nunmehr 15 Jahren wird die Aktion JugendFreiRaum organisiert, um auf die Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Öffentliche Räume sind für Jugendliche wichtige Erfahrungsräume. Dort können sie sich ausprobieren und Eindrücke sammeln. Da Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen wenig über private Räume verfügen bzw. diese selbstbestimmt nutzen können, fällt dem öffentlichen Raum in dieser Lebensphase eine besondere Bedeutung zu.

Jugendliche berichten immer wieder davon, dass sie an den Orten und Plätzen nicht gern gesehen sind. Jugendliche brauchen öffentliche Orte nicht nur, um andere Jugendliche zu treffen, um sich zu bewegen und in der frischen Luft zu sein, oft ist der Platz im Park oder die Bank beim Brunnen auch ein notwendiger Ausweichraum bei beengten Wohnverhältnissen.

Es ist grundsätzlich wichtig, dass Jugendliche im Ort präsent sind und Plätze vorfinden, wo sie sich unverbindlich und ohne Zwang treffen können. Geeignete und ausreichende Freiräume sind von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung von jungen Menschen. Sie ermöglichen es ihnen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, nicht als passiv Konsumierende, sondern als aktiv Gestaltende! Freiräume sind damit immer auch ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde. Um solche JugendFreiRäume zu schaffen, vermittelt die Mobile Jugendarbeit, in ihrer Funktion als Sprachrohr der Jugendlichen, zwischen den Gemeinden und den Ansprüchen der jungen Erwachsenen.

Leider muss die Mobile Jugendarbeit beobachten, dass es zunehmend weniger Platz für Jugendliche im öffentlichen Raum gibt:

  • Der öffentliche Raum ist von Jugendlichen vielfach nicht mehr konsumfrei nutzbar. Durch die zunehmende Ökonomisierung des öffentlichen Raumes (Gastgärten in Fußgängerzonen, private Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen) sowie die steigende Überwachung von Plätzen (Videokameras, verstärkte Polizeipräsenz, Umzäunungen und nächtliche Betretungsverbote) kommt es zu einer Umstrukturierung von Orten und Städten in private bzw. halböffentliche Räume. Das stellt insbesondere für Jugendliche aus ökonomisch schwachen Verhältnissen ein Hindernis dar. Neben Einrichtungen der Offenen und Mobilen Jugendarbeit wie Jugendzentren und Jugendtreffs bleiben nicht mehr viele Plätze als Aufenthaltsorte für sie übrig. Hier lautet der Appell an die Entscheidungsträger*innen, die Jugendlichen in die Mitgestaltung solcher Plätze einzuladen um die Partizipation und die Einbindung in Entscheidungen zu verstärken.
  • Die Toleranz gegenüber Jugendlichen sinkt. Oft reicht es schon aus, dass Jugendliche im öffentlichen Raum einfach nur da sind. Schnell wird davon gesprochen, dass sie stören. Nur all zu oft werden häufig schnelle und restriktive „Lösungen“ gefordert, damit sich die Situation beruhigt. Beruhigung bedeutet in den meisten Fällen, dass Jugendliche nicht mehr im alltäglichen Leben der Gemeinde/des Stadtteils auffallen dürfen. Doch der Ansatz kann auch auf einer Metaebene begründet sein, indem die Jugendarbeit und verwandte Akteur*innen dabei unterstützt werden, den öffentlichen Diskurs über die Meinung von Jugendlichen zu bewegen.
  • Bei Zuwiderhandeln werden Jugendliche kriminalisiert und teilweise mit Strafzahlungen belegt. Zur Umsetzung dieser Ziele dienen Polizeistreifen, Schutzzonen, Verbotszonen und Betretungs- bzw. Nutzungsverbote.

Die Mobile Jugendarbeit als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit, mit starkem sozialräumlichem Bezug, hat einen speziellen Blick auf diese Thematiken und möchte die Anliegen und Bedürfnisse Jugendlicher in all ihrer Unterschiedlichkeit sichtbar machen.

Um oben genannten Entwicklungen entgegenzuwirken, wird von den beteiligten Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit bei der Gestaltung und Nutzung öffentlicher Plätze gefordert, dass sie...

…für alle Altersgruppen, Geschlechter und Kulturen offen sind.

…selbstbestimmt von Jugendlichen genutzt werden dürfen.

…konsumfrei sind.

…genug Platz für alle Interessen bieten.

...differenzierte Antworten bieten, um soziale Verwerfungen auszugleichen.

...vorhandenes Wissen stärker in den politischen/öffentlichen Diskurs mit einbeziehen.

Der AK MoJa Tirol der POJAT ist ein tirolweites Vernetzungsgremium der Mobilen Jugendarbeit und setzt sich neben der Qualitätssicherung auch für die Sicherstellung von Ressourcen in diesem Bereich ein. Der Arbeitskreis dient dem Austausch und der Qualitätssicherung unter den Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit. Der AK MoJa Tirol tritt auch in Aktion für sozialpolitische und jugendrelevante Themen und soll diesbezüglich für alle Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit in Tirol als Sprachrohr dienen.